Google Übersetzer für Website verwenden?

Bei einer Recherche in eigener Sache ist mir kürzlich aufgefallen, dass eine Vielzahl von Websites, vor allem von kleineren und mittleren Betrieben, mit dem Plug-in “Website-Übersetzer” von Google in anderen Sprachen angeboten werden.

Doch wie übersetzt Google Übersetzer eigentlich eine Website in eine andere Sprache?
Google Übersetzer verwendet das Prinzip der statistischen maschinellen Übersetzung. Der Dienst lernt keine Sprache, indem er entsprechend der Grammatikregeln, des Wortschatzes und sprachlicher Besonderheiten programmiert wird. Die Anwendung ist ein Selbstlernprogramm, das eine sehr große Anzahl an bereits von Übersetzern (!) angefertigten Dokumenten analysiert, die in digitaler Form verfügbar sind. Die Analyse erfolgt dann nach statistischer Wahrscheinlichkeit. Auf dieser Grundlage wird auch die Übersetzung ausgewählt (Video zur Funktionsweise von Google Übersetzer).
Nun ist Google ein US-amerikanisches Unternehmen. Folglich liegt der sprachliche Schwerpunkt auf Englisch. Dies ist auch bei der Übersetzung nicht anders. Wenn Sie Ihre Website mithilfe des Plug-ins aus dem Deutschen ins Englische übersetzen lassen, stehen Sie mitunter gar nicht so schlecht da.  Dies liegt daran, dass alle Texte, die von der Google-Anwendung übersetzt werden, zunächst einmal ins Englische und dann in die dritte Sprache übertragen werden, z. B. sähe das bei einer Übersetzung aus dem Deutschen ins Französische so aus: Deutsch – Englisch – Französisch. Hier ist bereits ersichtlich, dass vor allem sprachliche Feinheiten oder Satire usw. verlorengehen können. Doch da es sich in diesem Beispiel um europäische Sprachen handelt und Google sich stark auf übersetzte Dokumente der EU stützt, kann der Inhalt im Allgemeinen noch verständlich übertragen werden. Anders sieht es hingegen bei Sprachen aus, zu denen weniger Texte oder weniger hochwertige Texte als Übersetzungen vorliegen.
Je mehr Texte Google also zur Auswahl hat, desto höher müsste die Qualität sein. Wie wirkt es sich jedoch auf die Qualität aus, wenn immer mehr Website-Betreiber sich auf die maschinelle Übersetzung verlassen und diese dann herangezogen wird? Hier kann man beruhigt aufatmen: Google Übersetzer verlässt sich nämlich bei der Analyse nur auf Texte, die von menschlichen Übersetzern angefertigt wurden.
Oha!
Natürlich ist es kein Geheimnis, dass Google Übersetzer nicht perfekt ist, allerdings sollte alleine diese Tatsache zum Nachdenken anregen, wenn man sein hochwertiges Angebot auch in sprachlich korrekter Form präsentieren möchte. Über andere Aspekte  wie sprachliche Konsistenz oder Auswahl von Schlüsselwörtern zur Suchmaschinenoptimierung hat man ebenfalls keine Kontrolle. In technischer Hinsicht wird durch das Plug-in ein weiterer Faktor hinzugefügt, der die Verfügbarkeit der Website gefährden könnte. Zugegebenermaßen sind die Systeme von Google sehr verlässlich, allerdings kann es überall zu einem Ausfall kommen. Bezüglich des Datenschutzes muss man sich keine Gedanken machen, da Google die zur Übersetzung eingegebenen Texte, wie angeführt, nicht zu Analysezwecken verwendet. Die eingegebenen Texte werde im Allgemeinen nach kurzer Dauer gelöscht (Informationen zum Datenschutz, auf Englisch).

Selbstverständlich gibt es auch Fälle, in denen Google-Übersetzer durchaus angebracht ist, etwa beim Lesen eines Schildes im Urlaub (auch Bildübersetzung möglich), wenn man nur den Inhalt eines Artikels in einer Fremdsprache ungefähr verstehen möchte, oder in mehrsprachigen Foren, die ansonsten kaum lebensfähig werden. Ich selbst verwende den Dienst mitunter für Sprachen, die ich nicht spreche, würde ihn jedoch nie zu professionellen Zwecken einsetzen.

Fazit: Google-Übersetzer ist meiner Meinung nach eine tolle Sache für den privaten Gebrauch. Wer Wert auf eine professionelle sprachliche Darstellung seiner Inhalte legt und Missverständnissen vorbeugen möchte, sollte sich jedoch an einen professionellen Übersetzer wenden.

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