Erleichtert ein Übersetzerstudium den Berufseinstieg (Teil 2)?

Im ersten Teil dieses Blogbeitrags habe ich die positiven Aspekte eines Übersetzerstudiums angesprochen, die den Berufseinstieg für ÜbersetzerInnen erleichtern. In Teil 2 wird nun aufgeführt, warum ein Übersetzerstudium den Berufseinstieg nicht notwendigerweise fördert.

Zukünftige Kollegen – ja, aber ohne Erfahrung

Die Mitstudierenden in den Übersetzungskursen sind alle mehr oder weniger auf demselben Erfahrungsstand – auch nach Abschluss des Studiums. Wenn man sich beim Einstieg ins Berufsleben gegenseitig unterstützt, fehlt daher die Erfahrung eines älteren Kollegen.

Studium nur so gut wie der Unterricht

Wie bereits in Teil 1 erwähnt, gibt es nicht die eine richtige Übersetzung eines Textes (eine falsche schon). Da es keine mathematische Formel für übersetzte Texte gibt, anhand derer sich das richtige oder falsche Ergebnis auf einen Blick bewerten lässt, hängt die Qualität des Übersetzerstudiums stark von der Qualität des Unterrichts ab. Es lohnt sich also durchaus, Absolventen einer Hochschule zu kontaktieren, an der man interessiert ist, und sich deren Erfahrung anzuhören.

Wenig Unternehmergeist an der Hochschule

Dozenten sind Akademiker. Manche haben (oder hatten) Berufserfahrung als selbständige Übersetzer in der freien Wirtschaft, fühlen sich jedoch im Umfeld der Hochschule (als erstes oder zweites Standbein) wohler. Von diesen Dozenten werden die Studierenden also nicht ermutigt, nach dem Studium eine Karriere als freiberufliche Übersetzer einzuschlagen. Ich kann mich daran erinnern, dass die Altersvorsorge oder ausstehende Zahlungen von Kunden als Grund dafür genannt wurden, doch sicherheitshalber an der Hochschule zu lehren, sofern man die Chance dazu bekommt. Für zukünftige Übersetzer ist dies nicht unbedingt ermutigend. Wenn schon die Personen, die einem das Handwerk beibringen, vor den Gefahren des Marktes warnen! Man ist zum Ende des Studiums also theoretisch ausgebildet, jedoch nicht auf den Einstieg in den freien Markt vorbereitet. Hier schließt sich der nächste Punkt an:

Keine Arbeitsmarkterfahrung

Der bekannte Teufelskreis: ohne Erfahrung keine Arbeit, ohne Arbeit keine Erfahrung. Wie schafft man den Einstieg als Studienabgänger ohne Erfahrung auf dem Arbeitsmarkt? Entscheidet man sich nach der Ausübung eines anderen Berufs für die Karriere als Übersetzer, sind die Voraussetzungen wesentlich günstiger: Man hat Erfahrung im Umgang mit Kunden, kennt die Steuerregeln und hat, durch die Erfahrung bedingt, ein selbstsicheres Auftreten.
Wie sammelt man also Erfahrung? Über (unbezahlte) Praktika oder eine Festanstellung. Die Optionen bei letzterer sind häufig Projektmanager bei einer Übersetzungsagentur oder eine Festanstellung in einem verwandten Bereich (internationales Marketing, Fremdsprachensekretär usw.). Die hier gesammelte Berufserfahrung ist für die spätere Karriere als Übersetzer enorm wertvoll (und aus eigener Erfahrung sehr zu empfehlen). Allerdings verzögert sich dadurch der Berufseinstieg als Übersetzer nach dem Studium erneut um 2–3 Jahre.

Fazit nach Teil 1 und Teil 2: Erleichtert ein Übersetzerstudium also den Berufseinstieg? Für mich persönlich kann ich sagen, ja. Die Hochschule hat mir die Grundlagen des Übersetzens vermittelt, die Anstellung im internationalen Marketing anschließend die nötige Erfahrung im Umgang mit Kunden und die Spezialisierung auf ein Fachgebiet.

Wenn Sie gerade vor der Entscheidung “Übersetzerstudium – Ja oder Nein” stehen, bin ich gerne behilflich. Kontaktieren Sie mich einfach.

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