Am 6. Februar ist der Nationalfeiertag Neuseelands. Gefeiert wird die Unterzeichnung des Vertrages von Waitangi 1840 zwischen der britischen Krone und (ab hier wird es etwas komplizierter) Häuptlingen der Maori – sowohl aus dem Bund der Vereinigten Stämme als auch unabhängige Häuptlinge. Auch nicht alle Häuptlinge wollten oder konnten den Vertrag unterzeichnen. Der Entwurf wurde am 4. Februar 1840 über Nacht vom Missionar Henry Williams und seinem Sohn, Edward, in Maori übersetzt. Diese Version wurde von fast allen Häuptlingen unterzeichnet. Die britische Hoheitsgewalt wurde am 21. Mai desselben Jahres ausgerufen.
Umstritten ist der Vertrag bis heute und zwar aufgrund von kleinen Unterschieden im Wortlaut und der verschiedenen Interpretationen. Auch ist fraglich, inwiefern Maoris die in der englischen Version ausgedrückten britischen Konzepte zur Staatsherrschaft überhaupt begreifen konnten, da sie sich so stark von ihren Traditionen unterschieden. Dies jedoch nur als Vorgeschichte. Weitere Informationen zum Vertrag von Waitangi sind auf den entsprechenden Seiten von New Zealand History (auf Englisch) zu finden.
Vertrag von Waitangi in 30 Sprachen übersetzt
177 Jahre lang gab es den Vertrag von Waitangi in zwei Sprachen zu lesen: Englisch und Maori. Im Februar 2017 explodiert diese Zahl schlagartig: Nun ist der Vertrag von Waitangi in 30 Sprachen zu lesen, darunter NZ Sign Language, Afrikaans, Esperanto, Nepali, Russisch, Taglog und natürlich auch Deutsch. Möglich gemacht wurde dies durch das Projekt The Treaty Times 30, das von Vorstandsmitgliedern der New Zealand Society of Translators and Interpreters (NZSTI) sowie einigen weiteren engagierten NZSTI-Mitgliedern ins Leben gerufen wurde. Anlass war das 30-jährige Gründungsjubiläum von NZSTI 2016. Neben den Organisatoren waren 116 Übersetzer sowie Korrekturleser und Rechtsexperten, die in den jeweiligen Sprachen bewandert sind, beteiligt. Ein enormes Unterfangen. Alle Übersetzungen durchliefen 3 Stufen zur Qualitätssicherung.
Ziel dieses Projekts ist es, diesen Vertrag so vielen Neuseeländern wie möglich in ihrer Muttersprache zur Verfügung zu stellen. Ende Februar findet die feierliche Übergabe an den Governor General im Government House statt. Dann werden die Übersetzungen in gebundener und digitaler Ausgabe nachzulesen sein. Auch soll damit erreicht werden, dass der Vertrag von Waitangi international verstanden wird. Besonders zu betonen sei wohl, dass dieses Projekt keineswegs politischen Charakter hat.
Ich persönlich war in einem Team an der deutschen Übersetzung beteilig – und selbst das erforderte schon einiges an Absprachen. Ich kann daher nur erahnen, wie viel Mühe die Organisation des ganzen Projekts gekostet hat. Daher: Hut ab vor den Organisatoren! Ein in der Tat gelungenes und ehrenwertes Projekt.